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2005 - Marburger Kunstverein

2005 - Marburger Kunstverein

2005-09-01 - 2005-10-16

 


Julia Bornefelds oft raumfüllend-großformatige Installationen beeindrucken zuvorderst durch ihren Drang nach plastischer Ungebundenheit gegenüber der Schwerkraft. Mit unverhohlen vorgetragener Leichtigkeit lösen sie sich von der Boden- oder Wandfläche, oder aber sie sind, kaum sichtbar, frei schwebend im Raum aufgehängt.
Dabei kann es sich durchaus um voluminöse, stoffumspannte, selbst raumhaltige Formgebilde handeln. Nicht selten bleibt deren inneres Gerüst unsichtbar. Die große Pilzform aus weißem Stoff oder die in den Raum ragende, dunkelgraue, flügelartig ausgreifende Fischflosse beispielsweise geben, zumindest in Teilbereichen, eine klare, konturbestimmte Form vor. Von ihr heben sich mitunter instabil anmutende plastische Teilbereiche ab.

Am Boden liegend erscheinen die Fischflosse, aber auch die knospenhafte Form aus fleischfarbenem Stoff, der in Teilen stoffbezogene Resonanzkörper eines Kontrabasses, die plastische Anordnung aus zusammengebundenen Gummireifen oder aber die tintenfischartige Konstruktion mit ihrem gerüsthaft aufgespannten Ballonkopf und den vielen, an den Enden plastisch beschwerten ›Fangarmen‹ wie teils kostümartig wirkende Relikte aus gänzlich anderem Zusammenhang. Der Körper der Künstlerin selbst bewegt in möglicher Performance diese plastischen Gebilde, die, so verstärkt, den auch in früheren Arbeiten Julia Bornefelds bereits konstatierten Charakter ›modellhafter existentieller Hüllen‹ annehmen.

aus: FALTIGE VER-RüCKUNG UND MYTHISCHE GEGENWà„RTIGKEIT. Uwe Haupenthal