Mit den drei größten Objekten der Ausstellung markiert Julia Bornefeld in der Ausstellung die Eckpfeiler ihres künstlerischen Selbstverständnisses, in dem das Individuelle stets mit dem Gesellschaftlichen in Beziehung bleibt. Die große Bodenarbeit aus Holz, mit der Silhouette eines etwas abgebrannten Italien (»Albo«, 2014), verortet die Praxis der Künstlerin in einem konkreten geographisch-politischen Raum, während das danebenstehende Ensemble aus zusammengefügten Musikinstrumenten (»Polyphonic Field«, 2014) eine direkte Beziehung zur Herkunft der Künstlerin aus einer Musikerfamilie herstellt. Von der Decke hängt ein aus groben Stahlrohren geformtes Ei (»Nido«, 2014), dessen klassische, skulpturale Form von einem »Nest« aus schwarzen, ineinander verschlungenen, Gummiseilen umhüllt wird – eine »arme« Materialwahl, mit der die Künstlerin an ihr eigens »schwarzes Werk« (Julia Bornefeld) aus den 1980er und 1990er Jahren anschließt.
Neben den neuen Arbeiten aus den Jahren 2013 und 2014 zeigt die Künstlerin ausgewählte ältere Stüke (Ohne Titel, 1991). Sie unterstreicht damit die mehrfachen Zeitschnitte, die das Konzept der Ausstellung maßgeblich bestimmen. Dabei entstehen stimmige Neuinterpretationen etablierter künstlerischer Topoi: Indem Julia Bornefeld bewusst zeitlich und formal zurükgeht, führt sie eine Reflexion ihrer eigenen Entwicklung herbei, die dort an die Gegenwart anschließt, wo hohe Material- und Herstellungsqualität in Verbindung mit Selbstreflexivität zuletzt wieder an Bedeutung gewann. Julia Bornefeld setzt dabei häufig auf von ihr gefundene Materialien – etwa die Leitungselemente einer Fußbodenheizung (»Nido«, 2014) oder Autoschläuche (»Aria«, 2014). Die Ausstellung unterstreicht damit eine à„sthetik, der es am Beginn des 21. Jahrhunderts nicht um repräsentative Veredelung, sondern um zeitgemäße – eben sublime - Zurükhaltung geht.